Schauspieler
* 13.12.1915 in München-Solln
† 18.06.1982 in Wien
Curd Jürgens wurde als Curd Gustav Andreas Gottlieb Franz Jürgens am 13. Dezember 1915 in München-Solln geboren. Er wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen in Berlin auf. Sein Vater, ein Kaufmann dänischer Abstammung, und seine französische Mutter erzogen ihn zweisprachig und weltoffen. Er hatte zwei ältere Schwestern, Jeanette und Marguerite. Curd Jürgens absolvierte seine Schulausbildung in Berlin und London.
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Im Jahre 1933 erlitt er als Mitfahrer einen schweren Autounfall, der seine Berufsziele veränderte; er wandte sich der Weltliteratur zu, wurde Reporter beim Berliner „Acht-Uhr-Abendblatt" (Interview von Lulu Basler, die ihm eine Schauspielerausbildung empfahl), erhielt 1935 von Willi Forst die Rolle des Kaisers Franz Joseph im Film „Kaiserwalzer" und debütierte in Dresden in der Operette „Ball der Nationen".
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Schon 1938 kam Curd Jürgens nach Wien und hatte bis 1941 ein Engagement am Volkstheater. Hernach war er von 1941 bis 1953 Ensemble-Mitglied des Burgtheaters. Am Burgtheater übernahm er klassische und moderne Rollen. So etwa in Goethes „Iphigenie"; Tennessee Williams „Glasmenagerie" und „Endstation Sehnsucht", Brechts „Galilei", Strindberg, Schnitzler und bei Tschechow.
Im Jahre 1946 nahm er, der bereits einige Jahre in Wien lebte, die österreichische Staatsbürgerschaft an. Curd Jürgens war zu diesem Zeitpunkt mit Judith Holzmeister verlobt, also mit der Tochter des bekannten Tiroler Architekten Clemens Holzmeister, der auch das Krematorium am Zentralfriedhof erbaute. Zuvor war er zehn Jahre lang mit Lulu Basler verheiratet gewesen, acht Tage nach der Scheidung ehelichte er Judith Holzmeister.
Der Grund für die Einreichung für die österreichische Staatsbürgerschaft war, dass er als Deutscher für eine Burgtheater-Tournee in die Schweiz mit Käthe Dorsch die nur mit ihm auftreten wollte, von der sowjetischen Besatzungsmacht keine Reisegenehmigung erhalten hatte. Nach eigener Aussage besaß er seit 1935 einen österreichischen Pass.
Ab 1965 wirkte Curd Jürgens wieder im Burgtheater. Zudem beeindruckte er in den Jahren 1973 bis 1977 als einer der besten “Jedermanns”, welche die Salzburger Festspiele je hervorgebracht hatten.
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Curd Jürgens war seit seinem Filmdebüt 1935 als Filmschauspieler aktiv. Er wirkte in über vier Jahrzehnten in gut 160 Filmen mit. Seit den späten 1950´er Jahren zählte er zu den wenigen deutschsprachigen Stars mit weltweitem Ruhm und wirkte bis zu seinem Tod in zahlreichen internationalen Produktionen mit.
Den internationalen Durchbruch erzielte er mit dem Film “Des Teufels General”, einem Film nach dem gleichnamigen Drama von Carl Zuckmayer. Hernach wurden Curd Jürgens zahlreiche Rollen in großen US-Produktionen angeboten. Er verkörperte meist den Typ des smarten Frauenhelden und charmanten Draufgängers. Der 1,93 Meter große, blonde Hüne war wie prädestiniert für die Darstellung leicht unterkühlter, attraktiver Aristokraten und Erfolgsmenschen. 1977 agierte er als Karl Stromberg, Gegenspieler von James Bond, in dem Film “Der Spion, der mich liebte”.
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Curd Jürgens überzeugte auch mit Rollen in TV-Produktionen. 1975 spielte er in der Reihe “Derrick” als Paul Bubach in der Folge “Madeira” (Episode 7) einen alleinstehenden Mann, der es darauf anlegt, ältere, vermögende Frauen kennen zu lernen. Er schwärmt von der Insel Madeira, und davon, wie er mit den Damen dorthin ziehen wolle. Doch Bubach führt Übles im Schilde… Diese Episode gehört durch die perfekte Verkörperung des hinterhältigen Bösen, wie ihn Curd Jürgens darstellt, zweifellos zu den Besten der Krimi-Reihe.
Am Neujahrstag 1978 wurde der “Tatort” “Rot - rot - tot” ausgestrahlt. Der Film erzielte eine sensationelle Quote von 65 % und gilt bis heute als meistgesehene Folge dieser populären Krimi-Reihe. Curd Jürgens verkörperte einen in zweiter Ehe verheirateten Versicherungsmathematiker, dessen Frau viel jünger als er ist. Konrad Pfandler, so der Rollenname, stellt eine Machtgestalt dar, welcher der Sohn nicht gewachsen ist. Zwei junge Frauen werden innerhalb kürzester Zeit getötet. Kann Pfandler mit den Morden etwas zu tun haben?
Beide beschriebene TV-Rollen waren für Curd Jürgens wie maßgeschneidert. Im Grunde ist es seine Erscheinung, die jeden der Filme und Theaterproduktionen, an denen er sich beteiligte, zu einem besonderen Ereignis macht.
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Die beste Rolle seines Lebens spielte sich aber abseits von Theater, Film und Fernsehen ab. Curd Jürgens war ein Lebemann klassischen Zuschnitts. Er liebte die Frauen und den Luxus. Fünf Mal war Curd Jürgens verheiratet: mit den Schauspielerinnen Lulu Basler, Judith Holzmeister und Eva Bartok sowie mit dem Model Simone Bichéron und zuletzt mit Margie Schmitz.
Zudem hatte er zahlreiche Affären. In seinem Nachlass fanden sich Liebesbriefe, welche die damals 19 jährige Romy Schneider dem um 23 Jahre älteren Mann geschrieben hatte. Die Liebesbeziehung war kurz und intensiv. Romy Schneider hatte sich eine ernsthafte Beziehung mit Curd Jürgens gewünscht und ihm hierfür auch Regeln vorgeschrieben, so dürfe er nicht mehr so viel rauchen und trinken und keine anderen Frauen haben.
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Curd Jürgens führte ein überaus intensives Leben, und sparte nichts aus. Auf seine Gesundheit achtete er wenig. Aus all seinen Ehen und Affären gingen keine Kinder hervor. Er hatte bereits als Jugendlicher bei einem Unfall die Zeugungsfähigkeit eingebüßt.
1967 mußte er sich einer Bypass-Operation unterziehen. Es folgten weitere Herzoperationen. Das führte aber nicht dazu, dass er seinen Lebensstil geändert hätte. Curd Jürgens blieb seinem Lebensstil – üppiges Essen, Trinken und Rauchen – bis fast zuletzt treu.
1976 hatte er seinen autobiographischen Roman “und kein bißchen weise” veröffentlicht, wobei der Titel allein schon sein Festhalten an geliebten Gewohnheiten demonstriert, die ihm das Leben versüsst, letztlich aber auch gekostet haben.
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1955: Coppa Volpi (Darsteller) für Des Teufels General und Die Helden sind müde
1966: Kainz-Medaille
1973: Premio Sorrento der Filmwoche Neapel
1976: Professor der Österreichischen Akademie der Künste
Großes Bundesverdienstkreuz (22. Mai 1981)
1981: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
1982: Goldene Kamera
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1935: am Metropoltheater in Dresden.
1936–1937: am Berliner Theater am Kurfürstendamm.
1938–1941: am Volkstheater in Wien unter Walter Bruno Iltz.
1945–1946: am Bayerischen Staatsschauspiel München (im Brunnenhoftheater) als Tempelherr in Lessings Nathan der Weise, als Steeter in Ardreys Leuchtfeuerund als Liliom in Ferenc Molnárs gleichnamigem Stück.
1940–1953: sowie 1965–1968 am Burgtheater in Wien; Debüt am 30. November 1940 als Benvolio in Shakespeares Romeo und Julia (Regie Lothar Müthel, Bühne und Kostüme Rochus Gliese); letzte Premiere 1966 als Galileo Galilei in Das Leben des Galilei von Bertolt Brecht (Regie Kurt Meisel, Bühnenbild Lois Egg, Kostüme Erni Kniepert).
1963: am Théâtre du Gymnase in Paris bis zum 29. Juni 1963 als Sigmund Freud in Le fil rouge (Der rote Faden)
1973–1977: bei den Salzburger Festspielen in der Titelrolle des Jedermann von Hugo von Hofmannsthal (Regie Ernst Haeusserman).
1975: in Schwetzingen und in der Berliner „Komödie“ als Rechtsanwalt Clarence Darrow im Ein-Mann-Stück Im Zweifel für den Angeklagten unter Willi Schmidt.
1979: am Wiener Theater in der Josefstadt als Sigmund Freud in Berggasse 19 (Wunden der Seele – A Far Country) von Henry Denker (Regie Haeusserman, Bühnenbild Gottfried Neumann-Spallart); aufgezeichnet fürs Fernsehen.
1980: als Bassa Selim in Die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart, seinem letzten Bühnenauftritt, auf der Japan-Tournee der Wiener Staatsoper (Dirigent Karl Böhm).
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Im Dezember 1981 hatte Jürgens noch eine große Fernseh-Stunde. In der Verfilmung des Stefan Heym-Romans "Collin" spielte der Herzkranke einen DDR-Schriftsteller, der herzkrank geworden war, weil er nie die Wahrheit schrieb. Seine letzte große Filmrolle hatte er in der internationalen Produktion “Teheran 43” als geschäftstüchtiger Anwalt eines ehemaligen Nazi-Mörders. Jürgens starb vor Fertigstellung der deutschen Filmfassung am 18. Juni 1982 an Multiorganversagen in der Wiener Krankenanstalt Rudolfstiftung. Seine Rolle musste daher nachsynchronisiert werden.
Seine Beisetzung auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab fand am 22. Juni 1982 in der ersten und einzigen nächtlichen Zeremonie ab 21 Uhr statt: Seine Witwe sowie eine seiner älteren Zwillingsschwestern mit ihren Söhnen und etwa 3.000 Fans waren am Grab versammelt. Eine Ehrenformation der österreichischen Luftwaffe flog über sein Grab.
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